Tanzsportclub Hanau besteht seit einem halben Jahrhundert (2024)

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Stand: 20.06.2024, 05:55 Uhr

Von: Christian Spindler

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Der Tanzsportclub Main-Kinzig Schwarz-Gold Hanau feiert 50-jähriges Bestehen. In den fünf Jahrzehnten ist der Verein durch etliche Höhen und Tiefen gegangen. Und: Das Tanzen hat sich deutlich verändert.

Hanau – Vielleicht ist es so etwas wie ein Symptom der Zeit: Unabhängigkeit, Individualität. Wer sich mit Helga Füzy übers Tanzen unterhält, kommt auch auf solche Themen. Weil sich das Tanzen über die Jahrzehnte stark verändert hat, sagt sie. Während früher der Paartanz unangefochten im Fokus stand, ist seit geraumer Zeit Solotanzen immer mehr angesagt.

Auch beim Tanzsportclub (TSC) Main-Kinzig Schwarz-Gold Hanau, für den sich Helga Füzy engagiert. Anlass des Gesprächs mit der rührigen Sportwartin: Das 50-jährige Bestehen des TSC.

Man bleibt schon mal an dem sperrigen Namen des Vereins hängen. Der resultiert aus einer Fusion, bei der sich 1997 der TSC Main-Kinzig 74. e.V. und der TSC Schwarz-Gold Hanau zusammenschlossen haben. Rund 110 Tänzer, vorwiegend aus dem Hanauer Stadtgebiet, brachten die Schwarz-Goldenen mit. Das Gros kam freilich vom TSC Main-Kinzig, der im Umland stark vertreten war. Zusammen brachte man es auf über 840 Mitglieder. Damit brach die Hochphase des Tanzsports in Hanau an. 1977 wurde hier eine Hessenmeisterschaft mit 170 Tanzpaaren ausgerichtet. Turniertänzer des TSC wie Helga und Jürgen Karrach holten Titel um Titel. Formationen wie die bis vor Kurzem bestehende Gruppe „Tänze um 1900“ wurden gegründet. Mit im Spitzenjahr 2007 fast 900 Mitgliedern zählte der TSC zu den größten hessischen Tanzsportclubs.

Ob man diesen Zeiten nachtrauert? Nein, das nicht, sagt Füzy. Aber mittlerweile seien „immer wieder neue Ideen, Kreativität und Ausdauer“ erforderlich, um den Verein am Laufen zu halten. Dafür steht die Sportwartin, die auch Zeiten erlebt hat, in denen der TSC fast am Boden lag. 2019 drohte die Auflösung, weil lange kein Vorsitzender zu finden war. Und die Corona-Pandemie hat den Tanzsport ab 2020 so sehr gebeutelt wie kaum eine andere Sparte. „Die Mitgliederzahl ging auf unter 400 zurück“, berichtet Füzy, Training musste online stattfinden, „vor allem die Kinder- und Jugendabteilung ist komplett zusammengebrochen“. Sie hat sich, trotz aller Bemühungen, bisher nicht erholt.

Aber Helga Füzy gibt nicht auf, hat mit dem Vorsitzenden Harald Kornhäuser frischen Wind in den Verein gebracht und Erfolge zu verzeichnen – auch und gerade in anderen Bereichen als dem traditionellen Tanzen oder dem Turniertanz.

Letzterer war die Triebfeder der Vereinsgründung. Hervorgegangen aus der Tanzschule Berné, wurde in den 60-ern zunächst ein Tanz- und Gesellschaftsclub ins Leben gerufen, ehe Gisela und Karl Müller zusammen mit drei weiteren Paaren am 1. September 1974 den Tanzsportclub Concordia Main-Kinzig Hanau 74 gründeten.

Der Anfang vorigen Jahres verstorbene Karl Müller war über Jahrzehnte der Motor des TSC. Von der Gründung bis 2006 lenkte er als Vorsitzender die Geschicke. Seine tänzerische Leidenschaft galt dem Tango Argentino, den er auch als Trainer vermittelte.

Aus dem Mitgliedertief hat sich der TSC herausgekämpft. „Wir haben aktuell 500“, sagt Helga Füzy, auch dank neuer Initiativen und indem man aktuellen Entwicklungen Rechnung trägt. „Der Paartanz ist gerade bei junge Leuten nicht sehr gefragt“, so Helga Füzy. Zudem hat der TSC, wie andere Vereine auch, viele Mitglieder reiferen Alters in seinen Reihen. Helga Füzy vermeidet das Wort „überaltert“. Man will gegensteuern. Zum Beispiel mit Workshops, die seit 2009 zu bestimmten Tänzen über eine festgelegte Stundenzahl angeboten werden. Und seit dem vergangenen Jahr sind neue Kurse in Salsa und Latein im Programm – für Solotänzerinnen und Solotänzer. Weil das eben der Trend ist. „Auch Linedance ist sehr gefragt“, sagt Füzy. Dabei wird in Reihen getanzt, ebenfalls solistisch.

„Wir hoffen, dass aus den Workshops und Kursen neue Mitglieder für den TSC hervorgehen“, so Füzy. Immer wieder gelinge das, „aber es sind wenige“. Das Geschäft ist mühsam. Auch bei der Trainersuche. Vor drei Jahren konnte eine Reihe von Trainern gewonnen werden, auch für den Turnierbereich. Vor noch nicht allzu langer Zeit ist aber die Trainerin für die Kinder abgesprungen. Füzy: „Das macht die Belebung des Bereichs nicht einfacher.“

Trotz aller Herausforderungen – noch immer hat der Tanzsportclub Main-Kinzig Schwarz-Gold Hanau 23 Hobbygruppen und eine Turniertanzgruppe, unterrichten 20 Trainer in zehn Hallen und Bürgerhäusern in Hanau, Somborn und Kahl. Das Angebot reicht von Standard- und Lateintänzen über Discofox, Tango und Salsa bis zu Boogie Woogie und eben Linedance.

Für die Bestrebungen, Neues zu bieten, steht ein Kurs für Breakdance und Hip-Hop, den es seit Kurzem gibt. Er findet im Stadtteilzentrum Süd-Ost statt und wird von Omar Qiami geleitet. Der Mann ist Landestrainer im Breaking und der akrobatische Tanzsport erstmals im Programm der Olympischen Spiele, die am 26. Juli in Paris beginnen. Allein der Olympia-Faktor könnte dem TSC-Angebot einen ungeahnten Höhenflug bescheren.

Infos im Internet

tanzclub-hanau.de

(Von Christian Spindler)