Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (2024)

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Weiskirchen(Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach)
mit Dudenhofen, Hainhausen, Jügesheim und Nieder-Roden
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Helmut Trageser,Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen)

Übersicht:

Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (1)Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (2)Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
- Allgemeiner Artikel über die jüdischen Gemeinden im Kreis Offenbach / im Rodgaugebiet
- Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
- Aus dem jüdischen Gemeindeleben
- Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
- Kennkarte aus der NS-Zeit
- Sonstiges
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (3)Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (4)Fotos / Darstellungen
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (5)Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (6)Links und Literatur

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (englishversion)

In Weiskirchen bestand einejüdische Gemeinde bis1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.Jahrhunderts zurück. Ein erster Nachweis auf einen jüdische Einwohner amOrt liegt in einer Kirchenrechnung von 1766 oder 1769 hervor und erwähntim Zusammenhang mit Wachslieferungen den "Juden von Weiskirchen".

Erste Erwähnung eines Juden am Ort
(Kopie zugesandt von Helmut Trageser)
"Weißkircher Kirchen-Rechnung pro anno 1766 oder 1769,
geführt durch Jacob Bischoff..."
Es geht um "gelieffertes Wachs".... Item dem Juden von Weiskirchen
für dergleichen 10.50"

Um 1790 müssen bereits mehrere jüdische Familien am Ortbeziehungsweise in der Umgebung gelebt haben, sonst wäre die Einrichtung einesBetsaales 1793 nicht möglich gewesen (s.u.).

1828
lebten 16 jüdische Personen am Ort,1861 39 (5,5 % der Gesamtbevölkerung), 1871 51 (7 % d.G.), danach ging die Zahldurch Aus- und Abwanderung zurück (1880 28, 1900 30, 1910 34 Personen, d.h. 2,6% d.G. von 1.291 Einwohnern). Zur jüdischen GemeindeWeiskirchen gehörten auch die in Dudenhofen (1830: 18 Personen, 1905: 2, 1932:3; es handelte sich um die Familie Reinhardt), Hainhausen (1830: 3, 1905: 10, 1932: 6),Jügesheim (1830: 1, 1932: 1) und Nieder-Rodenlebenden jüdischen Personen.
Anmerkung: möglicherweise gehörten die wenigen in Nieder-Roden lebendenjüdischen Personen (Familie Reis) auch mit denen aus Ober-Roden zur Gemeinde inUrberach.

An Einrichtungen bestanden eine Betstube beziehungsweise eine Synagoge inWeiskirchen (s.u.), eine Religionsschule sowie vermutlich auch ein rituellesBad. Die Toten der jüdischenGemeinde wurden in Heusenstamm beigesetzt.Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrerangestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte (vgl.Ausschreibungen der Stelle von 1875 und 1887 s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat inOffenbach. Zur "Unterstützung armer Leute" gab es in der Gemeindedie "Geschwister-Meyer-Stiftung".

Die jüdischen Gewerbetreibenden verdienten ihren Lebensunterhalt alsManufakturwarenhändler (4) oder Rindsmetzger (2); es bestand eine jüdischeGastwirtschaft am Ort und eine Sattlerei, die einer jüdischen Familie gehörte.

1904 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Carl Meyer I, MosesWetterhahn und Emanuel Fuld (siehe Artikel unten). Von ihnen war Carl Meyerbereits seit 1885 Gemeindevorsteher.

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus WeiskirchenGustav Meyer (geb. 8.9.1895 in Weiskirchen, gef. 17.8.1917) sowie aus HainhausenSamuel Mayer (geb.24.6.1880 in Hainhausen, gef. 17.4.1918).

Um 1924, als in Weiskirchen noch 36 jüdische Gemeindeglieder gezähltwurden (in elf Familien; 2,4 % der Gesamteinwohnerschaft von etwa 1.500 Personen), waren dieVorsteher der Gemeinde Michael Meyer, Emanuel Fuld, Sali Wetterhahn und KarlMeyer II. 1932 wurden 30 jüdische Einwohner in Weiskirchen gezählt, dazu kamendie insgesamt neun Personen in den angeschlossenen Orten. Vorsteher warenweiterhin Michael Meyer (1. Vorsitzender), Emanuel Fuld (2. Vorsitzender), neuHermann Schönberg (3. Vorsitzender). Als Schriftführer ist Sali Wetterhahneingetragen.

Die Adressen der jüdischen Familien waren bis in die 1930er-Jahre: Familie Fuld(Textilhändler, Hauptstraße 48), Familie Lilienthal (Sattlerei, Waldstraße 4),Familie Lilienthal (Metzgerei, Falltorstraße 6), Familie Meyer (Meier Meyer undKarl Meyer II. GasthausDarmstädter Hof, Schillerstraße 7), Familie Michael Meyer(Manufakturwarenhändler, Hauptstraße 52), Familie Seligmann Meyer(Haushaltswaren, Hauptstraße 63), Familie Schönberg (Textilkaufmann, Hauptstr.85), Familie Wetterhahn (Viehhändler, Hauptstraße 91). Im Gemeinderat derGemeinde Weiskirchen war seit 1929 Karl Meyer II.

1933
lebten noch 32 jüdische Personen in Weiskirchen. Auch hier begannendie antijüdischen Maßnahmen mit Boykott. So wurde am 1. April 1933 vonSA-Leute genau registriert, wer das "jüdische Gasthaus" (DarmstädterHof) besuchte. Als der Inhaber des Gasthauses Karl Mayer im April 1933 schwererkrankte, marschierten Nationalsozialisten mit Gewehren um sein Haus. Als er am25. Juni 1933 starb, wurde verboten, zur Beerdigung nach Heusenstamm zu gehen.Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Ladengeschäft von Seligmann Meyer(Haushaltwaren) geplündert und und die Einrichtung vollkommenzerschlagen/zerstört. Bis zum Beginn der Deportationen ist ein Teil derjüdischen Einwohner weggezogen beziehungsweise ausgewandert (zehn in die USA,sechs nachArgentinien), andere sind in die Städte verzogen (Offenbach, Frankfurt amMain). Im September 1942 wurden insgesamt vier Personen nach Polen und Theresienstadtdeportiert; zwei Frauen konnten nach 1945 nach Weiskirchen zurückkehren(nichtjüdisch verheiratet).

Von den in Weiskirchen geborenen und/oderlängere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeitumgekommen (Angaben nach den Listen von YadVashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischenGewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben von H. Trageser, Heimat- undGeschichtsverein Weiskirchen): Johanna Lilienthal geb.Reis (1888), Karl Manfred Lilienthal (1928), TheodorLilienthal (1911), Friedrich Meyer (1898), Henriette (Henny) Meyer (1900), Johanna Meyergeb. Selig (1868), Milli Schlösser geb.Lilienthal (1909), Frieda Selig (1866), Paula Stern (1880).

Aus Dudenhofen sind umgekommen: Amalie Reinhardt geb. Rheinstein (1876), Helene Klasen geb.Reinhardt (1882), Adolf Reinhardt (1877; vgl. Artikel unten von 1911), SaraSchloss (1878), Sophie Simon geb. Reinhardt (1903).
Anmerkung: Amalie und Adolf Reinhardt waren die Eltern von Sophie Simon geb.Reinhardt, die gemeinsam mit ihrem Ehemann, Isidor Simon aus Egelsbach(und ihren beiden Söhnen Kurt und Ludwig) nach Minsk deportiert und ermordetwurden. Sophie lebte nach ihrer Hochzeit etwa seit 1923 in Egelsbach.Die oben genannte Helene Klasen geb. Reinhardt war die jüngere Schwester vonAdolf Reinhardt.

Aus Jügesheim sind umgekommen: Martha Deisinger geb. Reinhard (1911), Maria Jägergeb. Steinlauf (1896), Johanna (Jette) Reinhard (1900), Rosa Reinhard (1884),Berta Hedwig Reinhard (1905).

Aus Nieder-Roden ist umgekommen: Markus (Marcus) Reis (1866, sieheKennkarte unten).



Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde

AllgemeinerArtikel
über die jüdischen Gemeinden im Kreis Offenbach / im Rodgaugebiet (1924)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924: "Bürgel bei Offenbach, 14. April. Die Gemeinde Bürgel am Main wird im Laufe dieses Sommers noch auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken. Die Gemeinde wird diesen Tag festlich begehen. Im Kreise Offenbach befindlichen sich noch einige israelitische Gemeinden die überhaupt schon lange bestehen. Die kleine Gemeinde in Heusenstamm wurde gleich nach dem 30jährigen Krieg gegründet, wie das Memorbuch ausweist. Eine alte Gemeinde ist auch Weiskirchen und ferner Dietzenbach. Auch in dem Rodgaugebiete befinden sich noch einige kleine Gemeinden, die sich zum Teil zum orthodoxen Standpunkte bekennen."



Aus der Geschichte derjüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1875 und1887

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1875: "Die israelitische Religionslehrer-Stelle zu Weiskirchen, Kreis Offenbach am Main, mit einem jährlichen Gehalte von 514 Mark 29 Pfennig ist vakant und kann alsbald vergeben werden. Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnissen an den unterzeichneten Vorstand wenden. Weiskirchen, am 27. Januar 1875. Der Vorstand: M. Meyer".
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1887: "Die Israelitische Gemeinde zu Weiskirchen [Hessen] bei Seligenstadt am Main sucht einen israelitischen Lehrer per 1. März 1887. Gehalt per Jahr 600 Mark, ca. 200 Mark für Schlachten und Nebenverdienste. Polen werden nicht berücksichtigt. Der Vorstand Carl Meyer."
Anzeige in derZeitschrift "Der Israelit" am 5. Mai 1887: "In der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Lehrers und Schochet per sofort zu besetzen.
Fester Gehalt 600 Mark, Schechita ca. 150 Mark.
Bewerber mit guten Zeugnissen versehen, wollen sich alsbald an den unterzeichneten Vorstand melden.
Carl Meyer in Weiskirchen bei Seligenstadt am Main."



Aus dem jüdischen Gemeindeleben

Lobder (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch(nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)

Anmerkung: Nichtjüdische Familienväter aus Nieder-Roden, die normalerweisebei der Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach arbeiteten, waren zumKriegseinsatz an der Front; in dieser Zeit wurden ihre Familien von der Firmaoffenbar großzügig unterstützt.

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1870: "Nieder-Roden, 20. Oktober (1870). Von den vielen Edlen, die genannt oder ungenannt, öffentlich oder im Stillen Gutes tun, verdient gewiss die Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach eine laute Anerkennung, welche zu zollen wir nicht versäumen wollen. Vier hiesige Familien von ihm Krieg stehenden Soldaten, wovon die Männer in diesem Geschäftshaus früher in Arbeit standen, wurden bisher per Woche unterstützt. Wenngleich es dafür bürgt, dass sich diese Militärs durch ihren Fleiß und ihr Betragen die Liebe und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber erwarben, so ist's aber doch auch ein klarer Beweis von dem guten Sinn dieses Geschäftshauses, zumal außer den hier genannten 18 Familien, wie man hört, von demselben in gleicher Weise unterstützt werden."


Vorstandswahlen 1904

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Februar 1904: "Aus dem Rodgau. Bei der am 5. dieses Monats in Weiskirchen vorgenommenen Vorstandswahl der dortigen Gemeinde wurden gewählt: Herr Carl Meyer, Moses Wetterhahn, Emanuel Fuld. Die beiden letzten Herren treten neu ein. Herr C. Meyer fungiert bereits über 19 Jahre als Vorsteher."


Verschiedene Mitteilungen aus Dudenhofen, Weiskirchen und Obertshausen (1911)

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1911: "Aus dem Rodgau. Bei dem Kreisfeuerwehrfeste in Dudenhofen i.R. wurde die Festrede Herrn Adolf Reinhardt (sc. Mitglied der jüdischen Gemeinde) übertragen, der sich dieser Aufgabe gut entledigte. Noch sei bemerkt. das Herr Reinhardt Vizepräsident bei dem Kampfgenossenverein und ebenso auch Vorsitzender beim Hessischen Dragoner-Verein ist.
In Weiskirchen ist Herr Carl Meyer Mitglied des Gemeinderats-Kollegiums (sc. der bürgerlichen Gemeinde). Die Synagoge daselbst ist nach größeren Kosten für die Renovationen wieder hergerichtet, sodass der Gottesdienst wieder regelmäßig stattfinden kann.
Bei der Grundsteinlegung der katholischen Kirche in Obertshausen wurde Dr. Wolf in das Ehrenkomitee gewählt und von Pfarrer Eich selbst hierzu vorgeschlagen."


Die jüdischen Einwohner in den Landgemeinden werden weniger (1922)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1922: "Aus dem Kreise Offenbach. In dem letzten Jahrzehnt sind auch einige Gemeinden des Kreises ganz bedeutend an Seelenzahl zurückgegangen. So die Gemeinden Dietzenbach, Dreieichenhain und Weiskirchen. In Bieber sind fast alle eingewanderten Polen wieder nach ihrer Heimat zurückgekehrt. In Obertshausen und Hausen h.d.S. wohnten früher auch einige israelitische Familien. Es ist infolge der kritischen Zeiten zahlreichen kleinen Gemeinden nicht mehr möglich, einen Kultusbeamten anzustellen, und auf Zuwachs ist nicht mehr zu rechnen."



Berichte zu einzelnenPersonen aus der Gemeinde
Zum Tod von Sette Meyer geb. Lehmann inHainhausen (1904)

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. April 1904: "Aus Hessen. Dieser Tage verstarb Frau Sette Meyer geb. Lehmann in Hainhausen, eine Esches chajil (wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinne. Fromm und gottergeben, war sie zu jederzeit ihrem Manne eine treue Gattin, ihren Kindern die liebe und sorgsame Mutter. Auch der Armen gedachte sie oft und gab nach ihren Kräften. Ihre große Beliebtheit zeigte sich nochmals bei ihrem letzten Tritt zum Grabe, woran sich auch andere Konfessionen beteiligten. Möge ihr die Erde leicht sein."


Karl Meyer II. wird in denGemeinderat gewählt (1911)

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Januar 1911: "Aus dem Rodgau. Im Rodgau selbst haben niemals viele Juden gewohnt, doch sind ihre Ansiedlungen von altersher schon nachgewiesen. Die Juden treiben noch recht fleißig Ackerbau und Viehzucht, ernähren sich auch vielfach von Viehhandel und Hausierhandel und sonstigen Wirtschaftsgewerben. Friedlich leben die verschiedenen Konfessionen nebeneinander. Vom Antisemitismus ist man nur wenig berührt. In Weiskirchen ist am 1. Januar Karl Meyer II. in den Gemeinderat eingetreten. Die allgemeine Beliebtheit dieses jungen Mannes ließ es zu, dass sogar Zentrumsleute ihm die Stimme gaben. Die altrenommierte jüdische Wirtschaft zum 'Darmstädter Hof' ist zugleich Sitz mehrerer Ortsvereine".


Zum Tod von Sarah Reinhardt in Dudenhofen (1915)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1915: "Dudenhofen, 27. Juni (1915). Am vergangenen Sonntag trug man hier Frau Sarah Reinhardt, eine wackere Frau in des Wortes bester Bedeutung zu Grabe. Sie hat es verstanden, sich überall großes Ansehen zu erwerben und als würdige Vorsteherin des einzigen jüdischen Hauses am Platze dem Judentum Ehre zu machen. Ein Sohn, welcher im Felde steht, legt Zeugnis von der im Elternhause gewordenen Erziehung zur Treue gegen das Vaterland und das Judentum ab. Bei der in Babenhausen erfolgten Beerdigung gab die große Beteiligung und die herzliche Grabrede des Herrn Lehrer Kaufmann, Dieburg, ein Bild von dem großen Verlust, den die Familie erlitten. Ihre Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens."


Zum Tod von Rosa Meyer geb. Ehrlich (1916)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1916: "Weiskirchen. Am 8. Dezember starb hier Frau Rosa Meyer geb. Ehrlich, Witwe des vor 7 Jahren verstorbenen ersten Vorstehers der Gemeinde, Carl Meyer, tief betrauert von ihren Kindern und Anverwandten. Sie war eine 'esches chajil' (wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinne. Durch ihre Frömmigkeit und ihrem von echt jüdischem Geiste getragenen Wohltätigkeitssinn hinterlässt sie ein warmes Gedenken bei all denen, mit denen sie in Berührung kam. - Im Trauerhause schilderte Rabbiner Dr. Goldschmidt, Offenbach, den Lebenslauf dieser frommen Frau und sprach dann am offenen Grabe noch tief empfundene Worte des Abschieds."
Foto der Eheleute Carl Meyer I und seiner Frau Rosa geb. Ehrlich.
Carl Meyer I war viele Jahre Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Weiskirchen
(Foto erhalten von Nachfahren der Familie Meyer über Helmut Trageser,
Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen e.V.


Erinnerung an den gefallenen Gustav Mayer aus Weiskirchen (1895-1917)

Gefallenentafel der Turngesellschaft
(Foto erhalten von Helmut Trageser,
Heimat- und Geschichtsverein
Weiskirchen e.V.)
"Turngesellschaft Weisskirchen -
Zum ehrenden Andenken an unsere im Weltkrieg 1914 gefallenen Mitglieder"


Ernennung von Jakob Fuld zum Unteroffizier undAuszeichnung mit dem Eisernen Kreuz I (1918)

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1918: "Weiskirchen (Kreis Offenbach). J. Fuld, Besitzer der hessischen Tapferkeitsmedaille und des Eisernen Kreuzes (II), wurde zum Unteroffizier befördert."
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "Der Unteroffizier Jakob Fuld, Sohn des Vorstehers Emanuel Fuld in Weiskirchen erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse."


Zum Tod von Caroline Reinhard geb. Waller in Jügesheim(1921)

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1921: "Aus dem Rodgau. Am 2. Tage Rosch Chodesch Ijar (= 10. Mai 1921) verstarb in Jügesheim im schönen Rodgaugrund Frau Caroline Reinhard geb. Waller, 78 Jahre alt, und wurde am 3. Ijar begraben. Wenngleich dieselbe an einem Platze wohnte, wo weiter keine Juden sich ansiedelten, und daher in der Ausübung von religiösen Pflichten gehindert, war sie doch eine fromme, gottesfürchtige und wohltätige Frau. Im ganzen Orte erfreute sie sich bei der katholischen Einwohnerschaft allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung".


Zum 60. Geburtstag von Karl Meyer II und Johanna geb. Selig (1928)

Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Weiskirchen, 14. Mai (1928). Herr Gastwirt Karl Meyer II und dessen Frau Johanna geb. Selig aus Groß-Steinheim begingen beide am 30. Mai ihren 60. Geburtstag."

Kennkarte aus der NS-Zeit
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de
Kennkarte für den in Nieder-Roden
geborenen Markus Reis
Kennkarte (ausgestellt in Sinsheim 1939) für Markus Reis (geb. 21. Februar 1866 in Nieder-Roden),
Handelsmann, wohnhaft in Mannheim; am 22. Oktober 1940 deportiert in das Internierungslager
Gurs, dann Internierungslager Noé, wo er am 13. Februar 1942 umgekommen ist
Kennkarte für Rosa Mayer geb. Lilienthal,
Witwe des Samuel Mayer aus Hainhausen
Kennkarte (ausgestellt in Offenbach 1940) für Rosa Mayer (geb. 21. Mai 1881 inSpachbrücken),
Witwe von Samuel Mayer aus Hainhausen; wohnhaft zuletzt in Offenbach am Main; am 30. September 1942 deportiert ab Darmstadt nach Treblinka (ermordet).



Sonstiges
Lob der (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch(nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)

Anmerkung: Nichtjüdische Familienväter aus Nieder-Roden, die normalerweisebei der Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach arbeiteten, waren zumKriegseinsatz an der Front; in dieser Zeit wurden ihre Familien von der Firmaoffenbar großzügig unterstützt.

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1870: "Nieder-Roden, 20. Oktober (1870). Von den vielen Edlen, die genannt oder ungenannt, öffentlich oder im Stillen Gutes tun, verdient gewiss die Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach eine laute Anerkennung, welche zu zollen wir nicht versäumen wollen. Vier hiesige Familien von ihm Krieg stehenden Soldaten, wovon die Männer in diesem Geschäftshaus früher in Arbeit standen, wurden bisher per Woche unterstützt. Wenngleich es dafür bürgt, dass sich diese Militärs durch ihren Fleiß und ihr Betragen die Liebe und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber erwarben, so ist's aber doch auch ein klarer Beweis von dem guten Sinn dieses Geschäftshauses, zumal außer den hier genannten 18 Familien, wie man hört, von demselben in gleicher Weise unterstützt werden."




Zur Geschichte der Synagoge

1793 reichte der in Weiskirchenlebende Schutzjude Gedalin beim erzbischöflichen Kommissariat in Aschaffenburgein Gesuch mit der Bitte ein, in seinem Privathaus in Weiskirchen "eineStube einzuräumen und zu gottesdienstlichen Verrichtungen einrichten" zudürfen. Das Anliegen wurde vom damaligen Pfarrer Johann Joseph Müller befürwortet,worauf Gedalin die Genehmigung zur Einrichtung einer Betstube für diejüdischen Familien des Ortes erhielt. 1881/82 wurde eine Synagogeeingerichtet, wozu vermutlich das Haus des Gedalin umgebaut worden ist. Hierfürspricht, dass das Haus der Synagoge im Brandkataster der Gemeinde bereits vor1882 als "Judenschule" bezeichnet wird. Beim Umbau wurde demälteren Fachwerkhäuschen eine tempelartige Fassade vorgeblendet. Mit einemgroßen Fest der Gemeinde wurde die Synagoge am 29. Juli 1882 eingeweiht,wozu August 1882 vorliegt:

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1882: "Frankfurtam Main, 31. Juli (1882). Samstag den 29. Juli, schabbat nachamu (=Schabbat mit der Lesung der Prophetentextes Jes 40,1ff, nachamu =tröstet...) wurde die neuerbaute Synagoge zu Weiskirchen bei Seligenstadt,eingeweiht. Nach einem schön arrangierten Festzuge begrüßte vor der Synagogeein kleines Mädchen die Ankommenden mit einem hübsch abgefassten Gedichte.Alsdann hielt Herr Lehrer Fuchs aus Steinheim, der bei der Gemeinde alsfrüherer Lehrer noch in gutem Andenken stand, eine schwungvolle Ansprache,worin er zuerst die große Opferwilligkeit der dortigen Juden hervorhob, unddann darauf hinwies, dass zu diesem schönen Baue auch ein schöner jüdischerSinn gehöre, der sich vor allem in vollendeter Eintracht mit Aufgabe allerselbstsüchtigen Interessen betätigen müsse.
Der Bau und die Einrichtung der Synagoge machte auf die sehr zahlreicherschienenen Fremden einen höchst befriedigenden Eindruck."

Über das jüdische Leben im Rodgau und die Synagoge inWeiskirchen wird in einer Ausgabe des "Frankfurter IsraelitischenFamilienblattes" vom 8. Januar 1904 berichtet:

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Januar 1904: "Ausdem Rodgau. Aus dieser Gegend gelangt nur selten eine Notiz in dasFamilien-Blatt. Es kann nämlich daselbst nur wenig jüdisches Leben pulsieren,da der Rodgau von Juden schwach bewohnt ist. So wohnen in Oberroden, Jügesheim,Hainhausen etwa ja 1 bzw. 2 Familien. In dieser Gegend ernährt man sich zumeistvom Vieh- und Hausierhandel. In Weiskirchen befindet sich eine kleineniedliche Synagoge, worin allsabbatlich durch einen Privatmann Gottesdienstabgehalten wird. Man huldigt im allgemeinen in dieser Gegend noch einemstrenggläubigen frommen Sinn, und sieht man an Sabbat- und Festtagen dieIsraeliten bei Hitze und Kälte aus den Filialen zur Synagoge pilgern. Wie oftauch schleppt sich der müde Handelsmann am Taanis fastend und kasteiend vonHaus zu Haus seine Ware anbietend. Hier und da ist denn auch ein kleiner Zuwachsdurch Zuzug, durch Heirat, durch ein sonstiges frohes Ereignis in den Gemeindenzu verzeichnen und bei diesen Gelegenheiten sieht man auch jüdisches Leben sichenthalten."

1911 standen größereRenovierungsmaßnahmen an. Im Juli 1911 konnte jedoch vermeldet werden (aus demobigen Bericht von 1911): "Die Synagoge daselbst (sc. in Weiskirchen) istnach größeren Kosten für die Renovationen wieder hergerichtet, sodass derGottesdienst wieder regelmäßig stattfinden kann".

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagogenichtzerstört, da die jüdische Gemeinde vermutlich kurz zuvor aufgelöst worden war. DieRitualien waren nach Offenbach verbracht worden, wo sie beim Novemberpogrom 1938zerstört wurden. Das Synagogengebäude kam inPrivatbesitz, blieb jedoch zunächst unbenutzt. Erst nach 1945 bauten die neuenBesitzer die ehemalige Synagoge zu einem Wohnhaus um.Bis Ende der 1990er-Jahre wardas Gebäude bewohnt.Der Sohn der letzten Bewohnerin bot es nach deren Tod der Stadt Rodgau zum Kaufan.

Im September 2000 beschloss der Gemeinderat der StadtRodgau, das Synagogengebäude zu kaufen (Kaufpreis ca. 60.000 DM) und zu sanieren.Mit den Baumaßnahmen wurde 2001 begonnen. Im November 2001 stellte es sichheraus, dass die baulichen Schäden am Gebäude größer als erwartet waren. Dieehemalige Synagoge musste einige Zeit auf ein Holzgerüst gestellt werden. Die Restaurierungwurde überwiegend mit Eigenmitteln der Stadt Rodgau und einem Zuschuss desKreises Offenbach finanziert. Die Einweihung der restaurierten Synagogefand am 25. Mai 2004 statt. Im Oktober 2004 wurde mit dem Heimat- und Geschichtsverein Weiskircheneine Vereinbarung über die Nutzung des Gebäudes geschlossen; der Heimat- undGeschichtsverein richtete im März 2005 eineständige Ausstellung zur Geschichte der Juden in Weiskirchen in der ehemaligen Synagogeein.


Adresse/Standort der Synagoge:Hauptstraße 57


Fotos

Die Synagoge in Weiskirchen
(Quelle: Heimat- und Geschichtsverein
Weiskirchen)
Das Synagogengebäude
vor der Restaurierung
(Fotos von 1984)
(Quelle: Altaras: Synagogen S. 175)
Östlicher Giebel mit Apsis des
früheren Toraschreines
Nach der Restaurierung
(Fotos obere beiden Zeilen von Theobald
Fecher, Rodgau-Jügesheim; Fotos untere
beiden Zeilen von Rudolf Thiele; Fotos
erhalten 2006 von Winfried B. Sahm, Rodgau)
Ansicht von Süden Westliche Seite
Außenansichten von Westen / Nordwesten
Östlicher Giebel mit Apsis des
früheren Toraschreines
Schild an der
Außenwand
Innenansicht - Blick zum Bereich
des ehemaligen Toraschreines
Innenansicht - die dem ehemaligen
Toraschrein gegenüberliegende Seite
Ständige Ausstellung: Informations-
und Gedenktafeln
Dokumente aus dem 18. Jahrhundert
Dokumente aus dem 20. Jahrhundert
Das ehemalige Synagogengebäude
im Sommer 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2008)
Blick auf die Nördliche Außenwand Blick von Nordwesten
Südliche Außenwand Blick von Südost / Süden - deutlich zu sehen die kleine Apsis des ehemaligen Toraschreines
Fenster an der Westwand Hinweistafel

Erinnerungsarbeit vor Ort: einzelne Berichte

Oktober 2007: Wiedersehen mit der alten Heimat: Doris geb. Meyer zu Besuch in Weiskirchen im Oktober 2007

Artikel Oktober 2007: "Ringe blieben in Weiskirchen. Doris Davidsohn floh 1938 in die USA. Weiskirchen. Zum Abschluss ihrer Kreuzfahrt auf dem Rhein von Amsterdam nach Mainz besuchte das Ehepaar Davidson aus den USA auch den Rodgauer Stadtteil Weiskirchen. Doris Davidsohn wurde als Doris Meyer 1933 in Weiskirchen geboren. Nach der 'Reichskristallnacht', bei der das Haushaltswarengeschäft ihrer Großeltern Frieda und Seligmann Meyer verwüstet wurde und der Großvater vorübergehend inhaftiert war, wanderte sie als kleines Kind mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in die USA aus. Der Vater von Doris Davidson (Meyer) wurde in einem Konzentrationslager (vermutlich Auschwitz) umgebracht. Ihre Tanten waren Berta Engelmohr und Paula Ball, die beide das KZ überlebten. Mit dem Ehepaar Regina und Rudi Büttner in der Falltorstraße in Weiskirchen verbindet Doris Davidson eine Jahrzehnte lange Freundschaft, sodass es selbstverständlich war, dort einen Besuch abzustatten. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Helmut Trageser begrüßte das Ehepaar Davidson kürzlich beim 'Gewellde-Owend'. Zwei Tage später stand ein besuch des jüdischen Friedhofs in Heusenstamm auf dem Programm. Dort sind die Grabstätten des Großvaters und des Urgroßvaters von Doris Davidssohn erhalten. Anschließend fand ein Besuch der ehemaligen Synagoge statt. Die Besucherin zeigte sich beeindruckt und erklärte sich bereit, die Forschung zu unterstützen. Der Heimat- und Geschichtsverein erfuhr erstmals, dass ihr Onkel Manfred Meyer nicht mehr in die USA kommen konnte, sondern von den Niederlanden aus, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen, mit seiner Familie deportiert wurde. Eine besondere Freude war es, als Rita Werner in der ehemaligen Synagoge 'ihre Doris' in die Arme schließen konnte. Beide hatten früher in einem Haus gewohnt. Rita Werners Schwester hatte von der Mutter von Doris Davidson die Trauringe erhalten, die diese nicht mit in die USA nehmen durfte. Rita Werner hatte Fotos mitgebracht, die Doris Davidsohn noch nie gesehen hatte. Ein Besuch in Steinheim, dem Heimatort der Großmutter und ein Besuch in Reichelsheim, dem Geburtsort des Großvaters, rundeten das Bild ab. Das Ehepaar Büttner bereitete dem Ehepaar Davidson ein paar schöne Tage in Rodgau und Umgebung, und es wurde die Hoffnung nach einem weiteren Besuch in der alten Heimat zum Ausdruck gebracht - vielleicht dann auch mit der Schwester Inge."
November 2009: Gedenkfeier in Dudenhofen
Artikel aus "da-imnetz / op-online.de" (Artikel) vom 11. November 2009:
"Gedenkfeier in Dudenhofen hält die Erinnerung an Adolph und Amalie Reinhardt wach. 'Kein Monument des schlechten Gewissens'.
Dudenhofen (eh) ‐
Zwei 'Stolpersteine' auf dem Gehweg der Nieuwpoorter Straße hat der frühere Dudenhöfer Pfarrer Markus Nett am Montag angeregt.
In der Gedenkfeier am 61. Jahrestag der so genannten Reichskristallnacht begründete er seinen Vorschlag damit, die Gedenktafel für Adolph und Amalie Reinhardt befinde sich auf Privatgelände und sei nur eingeschränkt zugänglich. In Dudenhofen sei eine lebendige Tradition des Erinnerns entstanden, würdigte Markus Nett zehn Jahre nach der ersten Gedenkfeier an der Nieuwpoorter Straße 45. Die seinerzeit nach langen Diskussionen angebrachte Tafel sei 'kein Monument des schlechten Gewissens, sondern der Erinnerung.' Nett würdigte das ehrenamtliche Engagement von Adolph und Amalie Reinhardt in Arbeiter-Samariter-Bund, Feuerwehr und Arbeitersportverein: 'Sie waren Menschen, die sich um das Wohl Dudenhofens verdient gemacht haben.'..."
September 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Dudenhofen
Artikel von "eh" in der "Offenbach-Post" vom 2. September 2011 (Artikel): "Verbeugung vor den Opfern
Dudenhofen (eh) ‐ Großes Interesse an vier kleinen Steinen: Die Zuschauer standen bis auf die Straße, als gestern die ersten 'Stolpersteine' Rodgaus auf dem Gehweg an der Nieuwpoorter Straße einzementiert wurden.
Von einem 'wichtigen Tag für die Stadt Rodgau' sprach der frühere Dudenhöfer Pfarrer Markus Nett: 'Die Erinnerung wird in den öffentlichen Raum gerückt.'..."
August 2017: Nachkommen der jüdischen Familie Meyer zu Besuch in Weiskirchen
Artikel von Simone Weil in op-online.de vom 18. August 2017: "Jüdische Familie Meyer aus Großbritannien. Auf der Suche nach den Wurzeln: Hass und Schmerz überwunden
Jügesheim - Zu den Wurzeln ihrer Familie kehrten für einen Besuch nach Rodgau zurück die Nachfahren von Michael Meyer, letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde Weiskirchen. Geprägt ist die Familiengeschichte von den Gräueltaten der Nazis, von Enteignung, Vertreibung und Ermordung. Deswegen sind die 13 Besucher in Großbritannien aufgewachsen. Trotzdem ist es keine Trauergesellschaft, die Bürgermeister Jürgen Hoffmann im Rathaus willkommen heißt. Die große Familie erlebt den Besuch auch als gemeinsamen Ausflug. Er selbst sei in Weiskirchen geboren und fühle sich der Familie verbunden, weil er in der Michael-Meyer-Straße lebe, erzählt Hoffmann unter Beifall.
Angestoßen hat Stephen Meyer die Begegnung. Er hatte vor etwa zwei Jahren Kontakt zu Helmut Trageser geknüpft, dem Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen, der das Treffen arrangierte. Der 65-jährige Stephen ist ein Enkel Albert Meyers, einem der drei Brüder von Michael Meyer. Als er erzählte, dass er vorhabe, gründlicher nach seinen deutschen Wurzeln zu suchen, hätten sich sofort weitere Mitglieder seiner Familie entschlossen, ihn zu begleiten, berichtet der Besucher. So sei die 13-köpfige Reisegruppe samt dem elfjährigen David zustande gekommen. Ihm bedeute es sehr viel, an den Orten der Ahnen zu sein, sagte er. Seine Cousine hatte ursprünglich nicht vor, ihn zu begleiten, doch sie hat ihre Meinung geändert, als große Teile der Familie dabei sein wollten. Ihre Mutter hätte deutschen Boden nie mehr betreten, versichert sie. Auch die Sprache habe sie nie mehr benutzt, obwohl die Kinder später Deutsch in der Schule gelernt hätten. Hass und Schmerz seien aber durchaus nachvollziehbar gewesen, meint sie. Michael Meyer übernahm von seinem verstorbenen Vater das Amt des Vorstehers der jüdischen Gemeinde Weiskirchen zu der auch Jügesheim und Hainhausen gehörten. Alle drei Söhne dienten im Ersten Weltkrieg als Soldaten. Albert, der zweite Sohn, gründete in Offenbach eine Lederwarenfabrik, die schon bald einen Zweigbetrieb in England hatte und dorthin exportierte. Diese Filiale erleichterte die Übersiedlung nach England in den Zeiten der Verfolgung nach 1933. Albert konnte fast die gesamte Familie nach England retten. Sein Bruder Benno und dessen Frau Hildegard gingen nach Berlin und damit in den sicheren Tod. Benno starb 1940 unter ungeklärten Umständen. Seine Frau Hildegard wurde im KZ Stuthof ermordet. Mit Fahrern und Übersetzern ist die große Gruppe, die von zwei Vertreterinnen der Geschichtswerkstatt Offenbach begleitet wurde, im Kreis Offenbach unterwegs. Zunächst besuchten sie die ehemalige Fabrikantenvilla der Familie Meyer in der Offenbacher Tulpenhofstraße 42. Daran schloss sich eine Besichtigung des Capitoltheaters, der ehemaligen Offenbacher Synagoge, an. Nach einem Besuch der heutigen jüdischen Gemeinde in Offenbach fand eine Stadtbesichtigung in Steinheim statt mit einer besonderen Würdigung der ehemaligen Judengasse, aus der die Familie stammt. Am Abend gab es Gespräche in einem Lokal in Steinheim. Am Sonntag ging es zum jüdischen Friedhof in Heusenstamm. Dort sind die Gräber der Vorfahren erhalten geblieben, was für die Nachfahren sehr beeindruckend war. Nach dem Empfang im Rathaus ging es zur ehemaligen Synagoge in Weiskirchen. Eine gemütliche Kaffeetafel im alten Spritzenhaus beschloss das turbulente Wochenende. Die britischen Besucher waren begeistert und dankbar. Und: Sie wollen wiederkommen. (siw)"
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November 2018: Zwölf "Stolpersteine" werden verlegt
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 16. November 2018: "Rodgau. Stolpersteine für zwei Familien. Zwei Vereine organisieren Gedenken an ermordete Juden aus Weiskirchen.
Fünf Steine für die Familie Lilienthal aus der Waldstraße 4, sieben Steine für die Familie Meyer aus der Schillerstraße 7
– gestern hat der Künstler Gunter Demnig in Rodgau-Weiskirchen Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die von den Nationalsozialisten in verschiedenen Konzentrationslagern ermordeten Angehörigen der beiden jüdischen Familien. Die Familie Mayer hatte ein Gasthaus in der Schillerstraße, den Darmstädter Hof, Im Besitz der Familie Meyer war ein Polstergeschäft. Der Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen und der Verein für multinationale Verständigung Rodgau hatten die Verlegung der Stolpersteine initiiert."
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Links und Literatur

Links:

Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (56)Website der Stadt Rodgau
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (57)Website des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen mit Seite zur jüdischen Geschichte in Weiskirchen
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (58)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte (zu Weiskirchen und Umgebung nach Stand 01/2014 noch keine eingestellt)

Literatur:

Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (60)Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 357-358.
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (61)Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S.175-176.
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (62)dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S.143-144.
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (63)Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S.284-285.
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (64)Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S.207-208.

Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (65)
Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (66)


Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During theHolocaust".
First published in 2001 by NEWYORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by YadVashem Jerusalem, Israel.

WeiskirchenHesse. Jews from nearby Dudenhofen, Hainhausen and Juegesheim formed part of thecommunity, which numbered 51 (7 % of the total) in 1871. It dwindled to 29 in1933 and disbanded before Kristallnacht (9-10 November 1938). Most Jewsleft Weiskirchen (17 emigrating) by 1940.


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Die Synagoge in Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach) (2024)

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