Florida Reiseführer, Reise & Reisetipps – MARCO POLO (2024)

Der American Way of Life ist ein Mythenmix aus Freiheit und Freizeit, Sonne und Sand, Optimismus und Offenheit, schnellem Geld und schnellem Genuss. Nirgendwo in den USA erlebst du diese unbekümmerte Lebensart so ausgeprägt wie in Florida. Der Sunshine State begnügt sich aber nicht mit der Erfüllung von Klischees. Vielmehr strebt er seiner eigenen multikulturellen Zukunft dynamisch entgegen.

Auf demselben Breitengrad wie Nordafrika aalt sich Florida zufrieden unter meist blauem Himmel. Die allgemeine Stimmung ähnelt den Wetteraussichten: überwiegend heiter. Obwohl nur knapp halb so groß wie Deutschland, gehört der US-Bundesstaat mit seiner Küstenlinie von 3000 km Länge (mit allen Inseln sogar rund 13 600 km) zu den populärsten Reisezielen der Welt. 2022 zählte Florida knapp 140 Mio. Besucher – davon über 400 000 aus Deutschland. Diemeisten Gäste reisen im Winter in den Sunshine State, wenn die Sonne ununterbrochen scheint und die Temperaturen im Süden Floridas so steigen lässt, wie es sie in Europa und im Norden der USA nur im Sommer gibt. Besonders schön kann es dann im St. George Island State Park und an anderen Orten des Panhandle sein, wo sich bei oft herrlichem Wetter nur wenige Leute herumtreiben.

Vom Weltraumbahnhof zum Comic-Universum

Doch Florida bietet viel mehr: Museen und Galerien von Weltruf, wunderbare Naturschutzgebiete, eine hervorragende Küche und die besten Themenparks überhaupt! Das smaragdgrüne Meer und die weißen Strände sind nicht die einzigen natürlichen Attraktionen Floridas: Alligatoren und die vom Aussterben bedrohten Floridakrokodile leben in freier Wildbahn, Pelikane und Seeadler bevölkern Mangrovenwälder und Brackwassergebiete, bunte Fische schwärmen durch die Unterwasserlandschaften der Riffe vor den Keys. Auch der Mensch setzt spektakuläre Akzente. An der Ostküste starten turmhohe Raketen vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral und befördern Raumschiffe und Satelliten in die Erdumlaufbahn. Und in Orlando locken das Comic-Universum Walt Disneys und die Filmwelten der Universal Studios.

Im modernen Florida erinnert wenig daran, dass dies die erste von Europäern entdeckte Region Nordamerikas war. Nur der Namen Florida und einige Hinterlassenschaften in St. Augustine zeugen vom spanischen Kolonialerbe, das 1513mit Juan Ponce de Leóns Entdeckung begann. So wirkt es wie eine Ironie der Geschichte, dass im Süden Jahrhunderte später aufgrund der Einwanderung die Mehrheit der Bevölkerung Spanisch spricht. Miami und Umgebung sind längst politisches und wirtschaftliches Exil für Einwanderer aus Kuba, Nicaragua und Kolumbien, die zusammen mit französischsprachigen Haitianern mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Greater Miami stellen.

Wirtschaft und Wachstum versus Natur

Nach der ersten Besiedlung war es um den Großteil des Staates zunächst still. Weite Teile Floridas wurden erst ab Mitte des 19.Jh. erschlossen. Es folgten turbulente Zeiten mit dem Sezessionskrieg 1861–1865, der Rassentrennung und der Diskriminierung der Ureinwohner. Um die Wende zum 20.Jh. aber teilten Industrielle, Bauunternehmer und Spekulanten die Vision, die Halbinsel zur Urlaubsregion umbauen zu können. Männer wie der Milliardär Henry Flagler begründeten durch den Bau von Eisenbahnlinien und Luxushotels die Tourismusindustrie. Bald kamen reiche Amerikaner aus dem Norden. Glühbirnenerfinder Thomas A. Edison und Autokonstrukteur Henry Ford überwinterten hier. Florida wurde zum Ziel einer zugvogelartigen Bewegung, der sich Jahr um Jahr mehr Gäste anschlossen. Zu den Urlaubern gesellten sich zum Glück auch Naturschützer.

Wachsende Hurrikan-Gefahr

Bis heute stehen Umweltschutzmaßnahmen in den USA häufig in Konflikt mit den wirtschaftlichen Interessen sowie dem Energie- und Raumbedarf der Bevölkerung. Zudem ist und bleibt der Sunshine State sehr anfällig für Naturkatastrophen. Dies mussten die Bewohner zuletzt im September 2022 erfahren, als Hurrikan Ian über Teile Floridas hinwegfegte und einen Schaden von über 100 Mrd. Dollar verursachte. Besonders betroffen war die Region um Fort Myers. Wurde Florida bislang nur alle sieben Jahren direkt von einem Hurrikan getroffen, so sind die Zukunftsaussichten alles andere als rosig: Infolge des Klimawandels rechnen Experten mit einer deutlichen Zunahme ähnlicher Ereignisse.

Rein flächenmäßig ist Florida über 170 300 km² groß: Von Pensacola nach Key West erstreckt sich der Staat über rund 1342 km. Zahlreiche Flüsse und rund 30 000 kleine und große Seen prägen die Natur, deren höchster Punkt sich gerade einmal 103 m über den Meeresspiegel erhebt. Die Küsten sind schon weitgehend zugebaut, doch Florida wächst ungestüm weiter. 22,3 Mio. Einwohner sind genug für Rang 3 unter den bevölkerungsreichsten US-Staaten. Während Miami sich anschickt, Nordamerikas Kapitale für Süd- und Mittelamerikaner zu werden, scheint Orlando auf dem besten Weg zu einem einzigen Vergnügungspark. All dies gehört zum American Way of Life. Nur das alte Florida, das verschwindet zusehends. So lohnt es sich genau hinzusehen, denn der Sunshine State ist mehr als die Summe seiner Klischees.

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